»Der Heilige im Harnisch« wurde Johann Tserclaes Graf von Tilly genannt, dessen Standbild, neben dem des Fürsten Wrede, die Münchner Feldherrnhalle ziert. Der eine kein Bayer, der andere kein Feldherr, wie man spöttisch sagt. Dabei reicht die Bedeutung vor allem Tillys weit über jene Grenzen hinaus, die wir heute kennen. Tilly ist eine überragende Figur der europäischen Geschichte und einer Zeit ungeheurer politischer und gesellschaftlicher Umwälzungen. Das Ende des großen Ringens hat freilich auch er nicht mehr erlebt. Mit dieser Biographie wird einer der größten Feldherren des Dreißigjährigen Krieges vorgestellt. Völlig zu Unrecht konzentriert sich das Interesse für diese Zeit fast ausschließlich auf Wallenstein und Gustav Adolf. Aber Tilly war an militärischer Könnerschaft Wallenstein überlegen und wurde von dem Schwedenkönig erst nach einem packenden Duell besiegt, in dem er deutlich zeigte, daß er auch dessen Feldherrntalent durchaus gleichkam. Tilly hat dem Kaiser und dem bayerischen Kurfürsten Maximilian ganz Deutschland zu Füßen gelegt. In seiner Person, die der katholischen Sache treu ergeben war, spielt sich die Epoche der Glaubenskriege und das Ausgreifen des Hauses Habsburg als Vorkämpfer des wieder erstarkten Katholizismus beispielhaft ab. Ohne seine militärische Fähigkeiten wären die Heere des Kaisers und des Kurfürsten nicht im ersten Drittel dieses langen Krieges bis an Nord- und Ostsee gelangt, und hätte der Kaiser niemals die Machtfülle erreicht, die ihm nach Jahrhunderten zum ersten Mal wieder zu ermöglichen schien, als Herr ganz Deutschlands gebieterisch aufzutreten. Die Darstellung geht von den Zeitumständen aus, die Tilly bereits in seinen jungen Jahren für immer geprägt haben. Sie verfolgt die Laufbahn des Niederländers in spanischen, kaiserlichen und schließlich in bayerischen Diensten dokumentarisch genau, aber auch psychologisch einfühlsam. Die Höhepunkte der geschichtlichen Entwicklung, zu denen Tilly beitrug, werden zu Glanzlichtern ebenso fundierter wie plastisch-dramatischer Erzählung. Über das rein Militärische hinaus bleibt der tragende politische Hintergrund der Zeit immer gegenwärtig und gibt der großen Persönlichkeit Tillys den Rahmen, der ihr historisch zukommt.
300 Seiten mit 16 farbigen Bildseiten und farbigem Vorsatz. Gebunden mit Schutzumschlag.
ISBN 978-3-8061-1260-3
Erscheint März 2018! |